O mein kindliches Herz!

O mein kindliches Herz!
Trauer in mir –
meinen besten Freund trafen
die bösen Kugeln.
Berührende Wiegenlieder seiner Mutter
ließen mein Herz erfrieren.
Meine Augen in traurigen Tränen
In den blutriechenden Straßen
im Schatten der Waffen
wurde er
den blassen Zypressen überlassen.

O mein kindliches Herz!
O mein Freund –
wir teilten unsere Kindheit.
Nun bist du Teil der schwarzen Erde.
Wäre deine verwaiste Schleuder in deiner Hand,
würde sie der Menschheit Blumen zuwerfen!
Leidet das Gewissen, blüht die Barmherzigkeit auf?

O mein kindliches Herz!
Erinnerungen unvollendet
Was fällt schwerer: Reden oder Schweigen?
Stöhnt meine Seele, stöhnt alles:
o diese Kugeln…

O mein kindliches Herz!
O mein kleiner Leib –
hast den Tod mehr gewünscht.
Bittgebete, gesammelt in deinen kleinen Händen,
finden Leben im Himmel,
bei dir ist Tod eine Krone aus Nelken.
Das Leben ist tot, der Tod ist hungrig.

O mein kindliches Herz!
Während Waffen die Menschlichkeit zerfetzen,
werde ich noch tapferer
und werde mich vor anderssprachigen Fremden
nicht fürchten,
werde Feuer schlucken und im Wasser brennen.
O Feuer, o Wasser!

O mein kindliches Herz!
Unbeschreibliche Leiden in mir
Wann findet der Krieg ein Ende?
Wenn in entlegenen Hügeln
blaue Lilien erblühen,
vielleicht erlebe ich auch eine Niederlage
und fliege davon als ein Vogel mit silbernen Flügeln…

Yaşar BEÇENE
Übersetzt von Muhammet Mertek

Vorheriger ArtikelEine Begegnung mit Goethes West-Östlichem Divan
Nächster ArtikelEine optimistische Zukunftsforschung: Wissen, was wird